Multireligiöse Feier in Frankfurt: Religionsgemeinschaften stehen ein für Respekt, Solidarität und Frieden

Eingerahmt wurde die multireligiöse Feier vor dem Frankfurter Rathaus am Römerberg mit Rezitationen aus den Weisheiten der Sikhi. Credits: Rat der Sikhi 

Gemeinsam für Wahrhaftigkeit und Solidarität

Ein inspirierendes Zeichen für Respekt, Liebe und Menschlichkeit setzen Aleviten, Bahá'i, Buddhisten, Christen, Hindus, Juden, Muslime und Sikhs im Herzen Frankfurts. Auf dem Römerberg, direkt vor dem Frankfurter Rathaus, organisierten die Religionsgemeinschaften eine multireligiöse Friedensfeier – eingerahmt von spirituellen Rezitationen. Vor allem in Zeiten, in denen Polarisierung, Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung sowie Fake News und Hassrede – gerade auch im Internet – erschreckenderweise salonfähig zu werden scheinen, war dies ein wichtiges Signal der Solidarität und der Stärkung des Friedens.

In einer Welt, in der kurzfristige und fragmentierte Klientelpolitik, Unilateralismus und radikale Vorgehensweisen weltweit zunehmen, war es ermutigend zu erleben, wie Religionsgemeinschaften gemeinsam für verbindende Werte, langfristige Kooperation und ein solidarisches Miteinander eintreten. Bürgermeisterin Dr. Eskandari-Grünberg übernahm die Schirmherrschaft der Veranstaltung und lobte den guten gesellschaftlichen Zusammenhalt in Frankfurt am Main. Zahlreichen Partner - darunter das Zentrum Ökumene, der Rat der Religionen Frankfurt, das Tibethaus und das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) - bereiteten das Event zusammen vor. Die Feier stand im Zeichen des Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren – ein Anlass, der daran erinnert, wie wichtig es ist, gemeinsam Verantwortung für ein gewaltfreies und friedliches Miteinander einzutreten.

Die multireligiöse Feier am Römerberg zog junge und ältere Menschen gleichermaßen in ihren Bann. Credits: Rat der Sikhi, Gurlal Singh

Die Feier war mehr als ein symbolischer Akt: nämlich Ausdruck gelebter Verantwortung und Weitsicht sowie ein öffentliches Bekenntnis zur wichtigen Rolle der Religionen als Teil der Zivilgesellschaft. Die Beteiligten betonten die Notwendigkeit, sich bewusst im Alltag für die Würde der Menschen und das Streben nach einer gerechten und friedlichen Gesellschaftsordnung einzusetzen. Das Event machte den Besuchenden Mut: Offenherzigkeit, Dialogbereitschaft und eine spirituelle Verwurzelung helfen, Lebensfreude und Liebe ins Leben zu tragen und ein respektvolles Miteinander zu gestalten. So wurden die Besuchenden zum Ende des Events von den beteiligten Sikhs ermutigt, sich einmal an die Hand zu nehmen bzw. unterzuhaken und die Menschen neben sich bewusst als beseelte Individuen wahrzunehmen.

Die Weisheiten der Sikhi

Im Einklang mit den Beiträgen aller beteiligter Religionsgemeinschaften erinnerten die Weisheiten der Sikhi daran, jeden Menschen als Ausdruck derselben göttlichen Quelle und als Teil einer Familie anzusehen - und sich aktiv für ein menschliches Miteinander einzusetzen.

Frieden fällt nicht vom Himmel. Frieden wird gewagt, gestaltet und gepflegt. Diese Haltung wurde auch durch spirituelle Rezitationen aus den zeitlosen Weisheiten (Gurbani), die im Herzen der Sikhi stehen, auf dem Römerberg erfahrbar. Sie bildeten den klanglichen und sinnlichen Rahmen für das Event.

Die rezitierten Verse inspirieren dazu, hinter die Fassade dessen zu schauen, was wir oberflächlich mit den Augen wahrnehmen - und die Schubladen, in die wir Menschen stecken, bewusst zu reflektieren und zu einer Haltung zu kommen, wo wir die Lebewesen um uns herum als spirituelle Wesen wahrnehmen - und nicht als austauschbare biologische Roboter.

ਕੋਊ ਭਇਓ ਮੁੰਡੀਆ ਸੰਨਿਆਸੀ ਕੋਊ ਜੋਗੀ ਭਇਓ ਕੋਊ ਬ੍ਰਹਮਚਾਰੀ ਕੋਊ ਜਤੀ ਅਨੁਮਾਨਬੋ ॥
ਹਿੰਦੂ ਤੁਰਕ ਕੋਊ ਰਾਫਜੀ ਇਮਾਮ ਸਾਫੀ ਮਾਨਸ ਕੀ ਜਾਤਿ ਸਬੈ ਏਕੈ ਪਹਿਚਾਨਬੋ ॥
ਕਰਤਾ ਕਰੀਮ ਸੋਈ ਰਾਜਕ ਰਹੀਮ ਓਈ ਦੂਸਰੋ ਨ ਭੇਦ ਕੋਈ ਭੂਲ ਭ੍ਰਮ ਮਾਨਬੋ ॥
ਏਕ ਹੀ ਕੀ ਸੇਵ ਸਭ ਹੀ ਕੋ ਗੁਰਦੇਵ ਏਕ ਏਕ ਹੀ ਸਰੂਪ ਸਬੈ ਏਕੈ ਜੋਤ ਜਾਨਬੋ ॥੧੫॥੮੫॥ DG, Akal Ustat, 16

Bürgermeisterin Dr. Eskandari-Grünberg, die Schirmherrschaft der Veranstaltung, zeigte sich beeindruckt von der guten Zusammenarbeit unter den Religionsgemeinschaften in Frankfurt. Credits: Zentrum Ökumene

Die Kooperationspartner der multireligiösen Feier. Credits: Zentrum Ökumene

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